Autotest Volkswagen VW Phaeton
Wie von Zauberhand bewegt
Fahrbericht über den VW Phaeton W12
 



 



 

 



 

Keine Ecken und keine Kanten. Schmeichelnde Formen. Die Botschaft ist klar: Luxus pur und Perfektion bis ins Detail ohne mit der geringsten Prätention irgendwo anzuecken. Wer einen Phaeton fährt, schätzt beim Fahren sein eigenes Wohlgefühl und ein innovatives Sicherheitspaket höher als die bewundernden Blicke neidischer Zeitgenossen. Im Zweifel kriegen die nicht einmal die Klasse dieses außergewöhnlichen Automobils mit.

Der erste Eindruck: voluminös, aber nicht protzig; wuchtig, aber nicht schwerfällig, beeindruckend aber nicht aufdringlich, markant und dennoch dezent. Mit dem Phaeton sind die Wolfsburger aus dem Stand im Oberhaus der S-Klasse vorgefahren. Der Wagen lässt einfach keine Wünsche mehr offen - als sein einziger Makel gilt nur noch: Er ist ein Volkswagen. Zu wünschen wäre, dass den Wolfsburger glückt, was weiland in Ingolstadt mit dem A8 gelungen ist. Eine Aufwertung von Prestige und Image durch dieses Spitzengerät.

Das haben sich die Volkswagenbauer ein hübsches Sümmchen kosten lassen. Es heißt: zwei Milliarden Euro. Die Entscheidung fiel noch unter dem ehrgeizigen Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piech. Aus seiner Schmiede ist ein ebenso innovatives wie exquisites Fahrzeug erstanden, dessen einzelne Vorzüge sich wie die Hitliste lesen, mit denen die wichtigsten Konkurrenten aus Stuttgart, München und Ingoldstadt ausgestochen werden sollen. Immerhin stecken 350 Patente in diesem Fahrzeug.

Von außen sieht er, zumindest von vorne, ein bisschen wie ein großer Passat aus, elegant und eher unauffällig. Hinten deuten allein die beiden mächtigen Doppelauspuffrohe an, dass es dieser VW faustdick unter der Haube haben muss.

Das Herzstück der noblen Karrosse: Ein Triebwerk, welches das 2,5 t-Fahrzeug machtvoll in Bewegung setzt. 12 Zylinder, 6 Liter Hubraum, 309 kW/420 PS bei 6.000 U/min und ein max. Drehmoment von 550 Nm, das zwischen 3.000 und 4.700 U/min zur Verfügung steht. Er fährt nicht, nein, der Phaeton schwebt davon. Dieser Eindruck wird durch die Laufruhe und eine traumhafte Geräuschdämmung verstärkt. Mitunter bekommt man gar nicht mehr mit, dass sich der Motor schon fleissig in die Riemen wirft, während man im Leerlauf noch über den Startknopf nachdenkt.

Auf der Autobahn werden die Stärken und Vorzüge der Motorisierung besonders deutlich. Der Zwölfzylindermotor zieht los wie ein startender Jet. Von Null auf 100 in 6,1 Sekunden. Die Automatik schaltet spontan und weich. Die Griffe zum sportlichen Tiptronic-Wählhebel kann man sich schenken. Wer eine solches Maschine bedient genießt den ruhigen Lauf im oberen Geschwindigkeitsbereich, ohne sich nervenzehrenden sportlichen Sprints auszusetzen.

Kraft fordert Energie. 420 PS bedeutet beim Phaeton einen Mix-Verbrauch von 15,6 Litern, in der Stadt sind es stattliche 23,9 Liter. Und flott auf der Autobahn sind es meist auch über 20 Liter.

Das Fahrverhalten ist dafür allerdings enorm und vor allem sicher. Der Allradantrieb reguliert die gewaltigen Antriebskräfte problemlos, ABS und weitere elektronische Programme runden das aktive Sicherheitspaket ab. Fahren auf Schnee und Eis? Wie auf Schienen - selbst in der Kurve.

Sogar bei hohen Geschwindigkeiten sind Windgeräusche kein Thema, allenfalls so laut wie bei anderen Autos die Klimaanlage. Auf jene im Phaeton darf man in Wolfsburg mit Recht stolz sein, weil sich damit der Innenraum absolut zugfrei indirekt klimatisieren lässt. Da lohnt es sich auch bei längeren Strecken einmal ein zartes Violinkonzert aufzulegen und während der Fahrt diesen Konzertsaal zu genießen - Musik im Phaeton, das ist wie Philharmonie a la Wolfsburg.

Komfort ist oberstes Gebot im Phaeton. Da passen die Sitze bestens ins Konzept. Sie sind eine wundersame Kombination aus gelochtem und glattem Leder und einer Orgie aus elektrischen Verstell- und Verwöhnmöglichkeiten. Wem es im Winter zu kalt ist, den wärmt es von unten, selbst das Lenkrad schmeichelt sich dann wärmend in die Hand; wem es im Winter oder sonst wann im Fond eher einmal zu heiß wird, dem lässt sich mit einem Schalterdruck das Mütchen kühlen. Die Wolfburger haben eben an alles gedacht.

Dr. Jörg Bockow

 

 

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